tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (Abkürzung TP) beruht auf den theoretischen Grundlagen der Psychoanalyse. Der Fokus gegenüber einer psychoanalytischen Behandlung liegt eher im „Hier und Jetzt“ und nicht in der detaillierten
Aufarbeitung der Lebens- und Problemgeschichte. Der Wortteil „Tiefe“ in Tiefenpsychologie verweist sowohl auf die verborgene
Tiefe des Unbewussten (unbewusste oder unverstandene Wünsche, Motive und Konflikte) als auch auf die „Tiefe der Zeit“, also die fortdauernden Einflüsse aus Kindheit und Jugend. Im Vergleich zu einer Verhaltenstherapie liegt der Schwerpunkt weniger auf der unmittelbaren Beeinflussung des Verhaltens, sondern einer Klärung der zugrundeliegenden Ursachen und dadurch der Verringerung der Beschwerden.
Die TP wurde in Deutschland Ende der 1960er Jahre in Zusammenarbeit mit den gesetzlichen Krankenkassen entwickelt
und gehört neben der Verhaltenstherapie (VT) zu den am häufigsten auf Krankenkassenkosten durchgeführten Psycho-
therapieformen. In anderen Ländern existiert keine direkte Entsprechung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie,
oft gibt es aber ähnliche Konzepte mit unterschiedlichen Bezeichnungen (z. B. psychodynamische Therapie). Da Behandlungen
durch tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in Deutschland bei Vorliegen einer krankheitswertigen psychischen Störung
durch die gesetzliche Krankenversicherung übernommen werden, ordnen sich heute auch mehrere Psychotherapierichtungen der
TP zu, die ursprünglich nicht auf der Psychoanalyse beruhten.
Der Begriff Tiefenpsychologie fasst alle psychologischen und psychotherapeutischen Ansätze zusammen, die den unbewussten
seelischen Vorgängen einen hohen Stellenwert für die Erklärung menschlichen Verhaltens und Erlebens beimessen. Die zentrale
Vorstellung der Tiefenpsychologie ist, dass „unter der Oberfläche“ des Bewußtseins in den Tiefenschichten der Psyche weitere,
unbewusste Prozesse ablaufen, die das bewusste Seelenleben stark beeinflussen.
Bekannte tiefenpsychologische Schulen sind neben der Psychoanalyse die von Sigmund Freuds Schüler Carl Gustav Jung
geprägte Analytische Psychologie und die von Alfred Adler entwickelte Individualpsychologie. Alle diese Richtungen
der Tiefenpsychologie sind der Auffassung, dass dem bewussten Erleben und Verhalten Prozesse der Triebregulation
und Konfliktverarbeitung zugrunde liegen. Diese in der „Tiefe“ des Unbewussten ablaufenden psychischen Prozesse werden von
Trieben und anderen motivationalen Vorgängen bestimmt.
Die Art der jeweiligen Triebkraft stellt einen zentralen Unterschied zwischen den drei genannten tiefenpsychologischen Schulen dar:
Während Freud dem Sexualtrieb eine große Bedeutung zumisst, steht für Jung eine unspezifische Triebenergie und für Adler das Machtstreben im Zentrum der seelischen Antriebskräfte.